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Wie wollen wir zusammenleben?

Johannes Siebler
Häuserforscher Raumskulptur

Hochhaussiedlung, »Wohnmaschine« oder Star-Wars-inspiriert – Wohnen, wenn Wohnraum knapp ist

Er hat alles: Erfolg, Ruhm, Ansehen, Geld – und er investierte in die Nöte der Gemeinschaft: Der US-amerikanische Rapper Kanye West hat sich der Häuserknappheit, Wohnungsnot und der Gentrifizierung durch teure Mieten angenommen. Er versuchte, mit einem sozialen Wohnungsbau im Stile von Star-Wars-Häusern Wohnraum für Obdachlose zu gestalten. Allein die Bürokratie stand dagegen: Die Häuser wurden abgerissen, weil Baugenehmigungen fehlten.

Mit seinem Ansatz wandelt Kanye West direkt auf den Spuren der Bauhäusler aus dem 1920er-Jahren. Sie kreierten und kombinierten Baukastenelemente (Baukasten im Großen), um günstigen und guten Wohnraum zu schaffen und Häuser seriell bauen zu können: möglichst schnell, preiswert und nach industriellen Standards. Prototyp war das Haus Am Horn: bezahlbarer Wohnraum für eine Familie, energetisch modern, bei dem Wohnen und Arbeiten als symbiotisches Ganzes betrachtet wurden. 

Heute steht manch damals gepriesene Idee in der Kritik: Die Bauhäusler teilten die Stadt gedanklich in funktionale Räume ein. Hochhaussiedlungen, wie Hannes Meyer und Walter Gropius diese bauten, wurden einst hoch gelobt. Doch mit der Zeit nahm die Diversität der Bewohner und ihrer Lebensläufe zu. Es wuchs der Anspruch nach individuellem Wohnen und einem attraktiven städtischen Umfeld. So genügten diese Siedlungen den gesellschaftlichen Anforderungen nicht mehr. Zudem konzentrierte sich auch die Armut an einem Ort. Die Siedlungen verkamen oft zu sozialen Brennpunkten. 

Auch der Bauhäusler Peter Keler entwarf 1924 verschiedene utopische Hausentwürfe – und war seiner Zeit weit voraus: Die Häuser waren mobil, sie waren fahrbar und sie übernahmen als »Wohnmaschine« verschiedene Aufgaben für die Bewohner – ein Ansatz, der heute wieder absolut en vogue ist.

»Die brennendste Frage des Tages überhaupt: … Wie werden wir wohnen, wie werden wir siedeln, welche Formen des Gemeinwesens wollen wir erstreben?«

Walter Gropius, 1. Direktor des Bauhaus anlässlich dessen Beteiligung an der Bau-Ausstellung in Stuttgart, 1924

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Diskutieren

  • Welche unterschiedlichen Formen des Zusammenlebens kennen wir persönlich beziehungsweise haben wir selbst erlebt?
  • Kann neuer Wohnraum gesellschaftliche Probleme lösen und wie kann er das? 
  • Welche Lösungen gibt es heute? Genossenschaftsprojekte, Wohnkommunen, Tiny-Wohnungen – was fällt euch noch ein?
  • Welche teils auch utopischen Lösungsansätze für das akute Wohnraumproblem gibt es heute?
  • Was glaubt ihr, wie attraktiv ist es für Star-Architekten, sich mit der Frage sozialen Wohnungsbaus zu beschäftigen? In den 1920er-Jahren war das Thema absolut en vogue. Und heute – was meint ihr?